Als ich vor 2,5 Jahren bei CrossFit Wolfsburg angefangen habe, war das zuerst nur der nächste Versuch für mich, ein paar Kilo abzunehmen. Ich hatte zu der Zeit bereits einige Jahre Jojo-Diäten hinter mir und ein ziemlich verqueres Verhältnis zu Essen und vor allem zu meinem Körper. Im ersten Jahr bin ich nur mit zwei Lagen Oberteilen zum Training gegangen, aus Angst, mein Shirt könnte hochrutschen und jemand meinen Bauch sehen.

Bei CrossFit Wolfsburg ist es ganz anders als in jedem Fitness Studio: Optik ist so ziemlich das letzte, auf das es ankommt. Hier ist es egal, wie du aussiehst – es kommt darauf an, was du von dir selber in das Training und die Community einbringst. Egal ob zu dick, zu dünn, zu alt: Jeder wird hier angefeuert, jeder persönliche Erfolg wird gefeiert, und ist er auch noch so klein.

Ich habe gelernt, stolz auf das zu sein, was mein Körper leisten kann. Ich habe ein paar Kilos zu viel, aber wenn es um die Hantelstange geht, kann ich mehr Gewicht bewegen als ich zu Beginn gedacht hätte. Und während ich in den ersten Wochen noch das Gefühl hatte, bei 10 Medizinball-Würfen sterben zu müssen, schaffe ich jetzt 50 davon mit nur wenigen kurzen Pausen.

Meine Perspektive hat sich verändert: Essen ist kein „schwieriges Thema“ mehr für mich, sondern ein wichtiger Teil meines Alltags, um meinen Zielen im Sport näher zu kommen. Es geht darum, meinem Körper zu geben was er braucht um Leistung zu bringen, und nicht darum, möglichst wenige Kalorien zu mir zu nehmen (was auf lange Sicht eh nie funktioniert hat).

Als Nebeneffekt habe ich tatsächlich 8 Kilo abgenommen. Aber auch wenn es nicht so wäre, wäre es einer meiner größten Erfolge, dass ich mich wohl in meiner Haut fühle - zwei Lagen Shirts trage ich schon lange nicht mehr. Die Motivation der Coaches und unsere großartige Community haben dazu einen wesentlichen Teil beigetragen, und ich habe hier mehr als nur „Mit-Trainierende“ gefunden.

„Du machst was? CrossFit? Und was ist das? Was macht man da?“
Ich tue mich immer schwer diese Frage zu beantworten. Unter der reinen Definition ‚eine Kombination aus Kraft- und Ausdauersport‘ bzw. Übungen aus dem Gewichtheben kann man sich schließlich alles oder nichts vorstellen. Meistens war meine Antwort: „Gib das mal bei YouTube ein und schau dir Videos an.“
Aber CrossFit ist natürlich viel viel mehr als das bloße Gewichte stemmen, auf Boxen hüpfen, rudern oder Seile hochklettern. Das geht aus den Videos (auf denen ja meist die krassen Profis zu sehen sind, die fast schon unmenschliches leisten), natürlich nicht hervor.

Ich habe durch einen Personal Trainer CrossFit-Übungen kennengelernt und dadurch auch die Kombination aus (Schnell-)Kraft und Ausdauertraining, die einen innerhalb kürzester Zeit an den Rand der Erschöpfung treibt. Sprich kurze, knackige und dadurch sehr effektive Trainingseinheiten.
Das hat mich neugierig gemacht und als kurze Zeit später CrossFit Wolfsburg eröffnete, war für mich klar: Da muss ich hin!

Mittlerweile bin ich seit zwei Jahren ein Community-Mitglied.
In dieser Zeit habe ich viel über mich und meine körperlichen und auch mentalen Grenzen gelernt und den Einfluss von gesunder und „cleaner“ Ernährung auf den Körper und Geist und die damit verbundene Leistungsfähigkeit am eigenen Leib erfahren. Ich bin beweglicher geworden, kenne meine Schwächen und weiß, wie ich sie verbessern kann. Ich setze mich viel bewusster mit mir und den Bedürfnissen meines Körpers auseinander. Höre in mich hinein und schaue, was mir gut tut und wovon ich besser die Finger lasse.
Na klar wird man in guten Fitnessstudios auch darauf hingewiesen, aber vor allem durch das Training mit dem eigenen Körpergewicht und durch Grundübungen wie Kniebeugen, Liegestütz oder Klimmzüge, habe mich meine Defizite viel bewusster wahr genommen.

Das Training bzw. Workout of the day (WOD) stellt mich jedes Mal wieder vor eine neue Herausforderung. Manchmal liegen mir die Übungen, manchmal sind es welche, die ich nicht ausstehen kann. Wo man im Fitnessstudio sich nach Lust und Laune seine Lieblingsübungen aussucht und die ungeliebten selten bis nie macht, stelle ich mir die Frage ‚mach ich mit oder nicht?‘ gar nicht mehr!! Ich mach einfach. Kopf ausschalten, Augen zu und durch. Für die Motivation sorgt der Trainer schon und natürlich die Gruppe, in der man trainiert. Wer gibt sich denn schon gern die Blöße aufzugeben oder abzubrechen? Bis zur letzten Sekunde wird alles gegeben! Jede Wiederholung zählt! Falls man sich einen kurzen Moment gönnt, um während des Workouts kurz inne zu halten, wird man durch den Trainer oder einen anderen Teilnehmer zum Weitermachen gepusht (das ist dann übrigens die Stelle, an der man im Fitnessstudio die Übung abbrechen würde). Und das ist das, was diese Art von Training so effektiv und süchtig macht.

Die Community ist inzwischen zu einer großen Familie geworden. Wir sind viel mehr als nur eine Gruppe von Sportverrückten, die gleiche Ziele haben und die mehr als nur der Sport verbindet. Es haben sich Freundschaften entwickelt, die durch zahlreiche Aktionen und gemeinsame Aktivitäten zelebriert werden. Wir schwitzen zusammen, motivieren und helfen uns gegenseitig. Wir unterstützen uns und sind füreinander da - und das nicht nur beim Training sondern weit darüber hinaus. Ich bin froh und dankbar ein Teil davon zu sein.

Die Frage was CrossFit also eigentlich genau ist, lässt sich also nicht ganz so leicht beantworten. Man muss es gesehen und selbst erlebt haben, den Geruch der Box eingeatmet und glücklich und erschöpft am Boden gelegen haben - und dann auch ein Teil davon werden.

Als Mitglied der ersten Stunde freut es mich besonders zu sehen wie die Box immer weiter wächst und erweitert wird. Ob zum auspowern nach der Arbeit oder dem Workout am Wochenende - die Box ist zum zweitem Zuhause mit jeder Menge coolen Leuten geworden.